„Da ist für jeden etwas dabei“

25 Arbeitgeber machen Lehrstellen-Aspiranten in der Oberschule Bückeburg Mut

Bückeburg. Um ihre Schüler der achten bis zehnten Jahrgangsstufe bei der Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche zu unterstützen, hat die Oberschule Bückeburg einen "Arbeitgeberabend" ausgerichtet. Hierzu hatte die Schulleitung 25 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Bildungsinstitute eingeladen, die sich mit Ständen im Schulgebäude präsentierten und den Schülern für Gespräche zur Verfügung standen. Dabei konnten die jungen Leute auch ihre Bewerbungsmappen sichten lassen, die sie zur Vorbereitung unter Anleitung ihrer Lehrer erstellt hatten.

Mit dem Arbeitgeberabend wolle man den Schülern "helfen, den ersten Schritt zu unternehmen" und in Kontakt zu einem Ausbildungsbetrieb zu treten, konkretisierte Herwig Henke, Leiter der Oberschule. Da sich die Jugendlichen mit diesem Thema mitunter schwer tun und der Antrieb, sich um einen Ausbildungsplatz zu kümmern, bei Heranwachsenden unterschiedlich stark ist, war die Teilnahme für die 120 potenziellen Schulabgänger "verpflichtend". Daher waren diese Schüler zuvor mit einem Laufzettel ausgestattet worden, mittels dem sie später nachweisen mussten, dass sie mindestens drei Info-Stände besucht und dort auch Gespräche geführt hatten. Lediglich den Achtklässlern war in diesem Kontext freigestellt, ob sie diese Chance zur Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche nutzen möchten oder nicht.

Der Arbeitgeberabend sei eine "sehr gute" Veranstaltung, zu der er "gerne gekommen" sei, um sich über die von ihm ins Auge gefasste Ausbildung zum Informationstechnischen Assistenten (ITA) zu informieren, befand Marvin Kersting. Entsprechend interessiert zeigte er sich am Stand der Dr. Kurt Blindow-Schulen, die eine schulische Berufsausbildung zum ITA im Programm haben. Letztlich sei es zwar seine Entscheidung, welchen Weg er einschlage, aber zuhause berate er sich selbstverständlich auch mit seinen Eltern über seine beruflichen Pläne, verriet der 14 Jahre alte Kleinbremener.

"Ich bin völlig überrascht, wie viele junge Leute gekommen sind und hier bei uns vorbeischauen", berichtete Oliver Kreimer, der bei den Blindow-Schulen den Fachbereich Informatik leitet. Mit fünf bis sieben Gesprächen pro Stunde habe er durchaus gerechnet, aber tatsächlich habe man diese Anzahl bereits nach nicht mal 30 Minuten erreicht - und die Veranstaltung sei ja noch lange nicht zu Ende. Wissen wollten die Schüler von ihm übrigens vor allem etwas über die Ausbildungswege zum Logopäden und zum Physiotherapeuten.

Auf 30 Schüler in einer Stunde bezifferte Daniel Busse, Leiter des Karriereberatungsbüros der Bundeswehr in Hannover, die Resonanz an dem von ihm betreuten Info-Stand. Wobei sich mehr Mädchen als Jungen vorgestellt hätten. Insgesamt seien die jungen Leute gut vorbereitet gewesen und mit konkreten Berufswünschen gekommen, resümierte der Kapitänleutnant. Wie war die Qualität der Bewerbungsmappen? "Die waren mal so und mal so", formulierte er es diplomatisch.

Ergänzend wies Busse darauf hin, dass die Bundeswehr 40 Studiengänge und 60 Berufsausbildungen im Programm hat. „Da ist für jeden was dabei.“ Zumal man für jeden Schulabschluss eine Auswahl bieten könne. Konkreter: "Bei einem großen Teil der 60 Ausbildungsberufe reicht ein Hauptschulabschluss als Mindestvoraussetzung aus."
Mit solch einer Vielfalt konnte Heinz Janzen, Steuerberater aus Stadthagen, zwar nicht punkten, dafür aber mit einem Ausbildungsberuf mit Zukunft - und zwar mit dem Beruf eines Steuerfachangestellten: "Der Tod und die Steuern sind gewiss", erklärte er. Ferner berichtete er, dass 70 Prozent der weltweit publizierten Steuerfachliteratur aus Deutschland stamme, was veranschauliche, wie groß der Beratungsbedarf in steuerlichen Fragen sei.

Gleichwohl hat das Interesse am Beruf eines Steuerfachangestellten abgenommen: Früher habe er auf eine ausgeschriebene Ausbildungsstelle im Schnitt um die 50 Bewerbungen erhalten während heute vielleicht noch zehn bis 15 Bewerbungen bei ihm eingehen, aus denen er auswählen könne, sagte Janzen. Und diese paar Bewerbungen kämen, anders als früher, aus ganz Norddeutschland.
Trotz der nicht schlechten Chancen in der Steuerberatungsbranche: Auf Franziska-Marie Aldag, die mit ihrem Laufzettel auch bei Janzen vorbeigeschaut hatte, sprang dieser Funke nicht über. Sie wolle lieber Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PIA) werden und in einer Apotheke arbeiten, erzählte die Hesperin. Ein Berufsziel, das sich bei ihr bereits während eines in einer Apotheke absolvierten Praktikums herauskristallisiert habe.
Hinsichtlich ihrer Berufsplanung stellt die 15-Jährige nicht zuletzt in einem konstruktiven Dialog mit ihrer Mutter, weshalb sie diese zu dem Arbeitgeberabend mitgebracht hatte: "Es ist mir schon wichtig, dass ich solche Termine gemeinsam mit meiner Tochter wahrnehme, denn ich möchte ja am Leben meiner Tochter teilhaben", erläuterte Daniela Aldag.

Tipps, wie man eine Ausbildungsstelle finden kann, hatte Jens Heitmüller, Ausbildungsberater der Handwerkskammer Hannover, parat. So riet der Experte etwa, in den Schulferien Praktika bei Unternehmen zu absolvieren, die man kennenlernen möchte. Zum einen könne man so herausfinden, ob der auf diese Weise angetestete Beruf tatsächlich den eigenen Vorstellungen und Neigungen entspricht. Zum anderen könne man dem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber dabei zeigen, was man kann.
Was die Bewerbung betrifft, empfahl Heitmüller. das Anschreiben individuell auf die anvisierte Ausbildungsstelle hin zu formulieren und keine Musterbriefe aus dem Internet zu verwenden. Außerdem sollte man die Bewerbung persönlich im Unternehmen abgeben. Gerade im Handwerk zähle der persönliche Eindruck, den der Chef dabei gewinne.
Zu guter Letzt riet Heitmüller. bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auch auf der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover vorbeischauen. Dort finde man 80 freie Stellen mit Ausbildungsbeginn im Sommer 2016, die im Umkreis von 25 Kilometern rund um Bückeburg angeboten werden. Der Internetlink dazu: www.lehrstellen-radar.de.


Beim Arbeitgeberabend in der Oberschule Bückeburg kamen die Schüler mit den Anbietern von Ausbildungsstellen ins Gespräch. Rechts vorne im Bild: Oliver Kreimer von den Dr. Kurt Blindow- Schulen. wk (2)


Berät: Jens Heitmüller

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